Die markante, sehr blaue Fassadenfarbe sorgte anfangs für viel Aufregung im Ort und brachte diverse Witze über menschliche Zustände hervor. Inzwischen haben sich die Bischlebener daran gewöhnt. Das blaue Haus gehört ganz selbstverständlich zum Ortsbild.
Entstehung des alten Gerätehauses von 1960
Wenn nachts die Sirene ging, war er der erste vor Ort. Benjo (Horst Fensch) bewohnte mit seiner Frau, seinem Sohn und seiner Mutter das Obergeschoss des Gerätehauses. Auf Hauslatschen und im (rosa) Morgenmantel öffnete Benjo bereits die Tore, wenn die alarmierten Kameraden am Lindenplatz ankamen. Meist mit der Bitte: Macht nicht so laut, Jungs. So konnte die Feuerwehr unverzüglich ausrücken.
Das Umkleiden erledigten die Kameraden in der Fahrzeughalle. Es gab einen Schulungsraum unter dem Dach. Allerdings waren sowohl der Raum als auch der Aufgang dorthin es sehr beengt, so dass man oft lieber in der Fahrzeughalle zusammensaß.
26.04.1956 - Baubeginn
Anstelle des heutigen Gerätehauses war damals ein Hügel. 4.000 m3 Erde müssen von Hand mit der Schaufel bewegt und anschließend abgefahren werden.
"Möglich wurde der Bau erst dadurch, dass Landwirte, die durch die Bodenreform Wald bei Georgenthal erhalten hatten, uns Holz zur Verfügung stellten..." (Horst Fehling) Das Bauholz wird von Kameraden der FF im Forst Georgenthal nach Maßgaben des Försters eingeschlagen.
40.000 Steine bekommen die Kameraden aus der Bischlebener Ziegelei.
Gebaut wird das Spritzenhaus im Rahmen des NAW (Nationales Aufbauwerk), also mithilfe freiwilliger, gemeinnütziger und unentgeltlicher Arbeit der Bevölkerung. Aufbaustunden werden handschriftlich festgehalten und dokumentiert.
1958
Baufirma Gloria aus Hochheim erstellt die Bauzeichnungen. Juni bis September werden das Fundament betoniert, der Keller gemauert und isoliert, die Kellerdecke eingesetzt.
1960
Gerätehaus und Wohnung im Obergeschoss bezugsfertig.
Schulungsraum wird in Eigenleistung mit Toilette, Gasheizung und Elektroanlage versehen.
Sirene von der Aolf-Herzer-Straße auf den Turm des neuen GH umgesetzt.
1961
Aufbringen des Außenputzes und Fertigstellung.
"Früher wurden die Beschlüsse schnell gefasst und die Realisierung dauerte lange. Heute ist es genau umgekehrt." (Horst Fehling, Jahr 2000, er gehörte seit 1943 der Bischlebener FF an)
10.10.1987 - Kurt Durst
Der Freiwilligen Feuerwehr Erfurt-Bischleben wird der Ehrenname "Kurt Durst" verliehen. Feierlich wird der über den Toren angebrachte Schriftzug enthüllt.
1993 - Das Ende der Sirene
Die Sirene wird vom Dach des Schlauchturmes demontiert und durch eine Funkmeldeanlage (Piepser) ersetzt.
28 Jahre später
Die Wehrleitung stellt einen Antrag auf Erweiterung des Gerätehauses an den Stadtbezirk Süd und den Rat der Stadt. Vom Ministerium des Innern wird im September 1988 eine Studie "Erweiterung Freiwillige Feuerwehr Bischleben" unter Leitung von B. Driesel zu Papier gebracht.
1.0 Baukonzeption
...entspricht in ausrüstungs- und sanitär-techischer Sicht nicht mehr den Erfordernissen unserer Zeit.
Aus diesem Grund wurde vom Auftraggeber eine Erweiterung und gleichzeitig Verlängerung des bestehenden Gebäudes gefordert.
In dem neu zu schaffenden Anbau sind sowohl ordentliche Sanitärräume als auch ein Schulungsraum und eine Reparaturgrube einzubauen.
Der bestehende Altbau wird durch den Ausbau des Dachgeschosses (Fußboden mit Wärmedämmung und Einsatz von sogenannten "Weimar-Fenstern") zusätzlich genutzt.
... sind sowohl die bautechnischen wie auch die elektrotechnischen, blitzschutztechnischen und heizungstechnischen Projekte erforderlich.
GGf. ist die Kapazität der vorhandenen Kleinkläranlage zu überprüfen bzw. neu zu errichten...
Kapazität für 20 männliche und 10 weibliche Mitglieder der Feuerwehr...
Gesamtkosten: 201.870,45 Mark
Dieses Projekt wird nicht realisiert.
40 Jahre später - Es wird blau
Das Bischlebner Gerätehaus entspricht technisch, größenmäßig und die Bausubstanz betreffend endgültig nicht mehr den Standards. Es ist zu klein für die moderne Feuerwehrtechnik, die Tore sind zu schmal. Ein Fahrzeug muss vorübergehend im Gefahrenschutzzentrum einquartiert werden.
Finanzierung
Übergabe Förderbescheid - 360.000 DM - vom Freistaat Thüringen, übergeben durch Innenminister Richard Dewes an Wehrführer Egbert Pilz, damit war die Finanzierung gesichert. Den Rest übernahm die Stadt Erfurt je zur Hälfte in zwei Haushaltsjahren.
Erwerb eines Grundstückes von einer Erbengemeinschaft. Kompromisse zur Ortskerngestaltung.
Umsiedelung des älteren Ehepaares Fensch in eine Sozialwohnung, sie hatten seit 1961 des Obergeschoss bewohnt.
Im August Ausschreibung der Bauleistungen.
05.10. - Baubeginn
03.02. - Richtfest
13.10. - Einweihung am Freitag, dem 13., dem einzigen in jenem Jahr, ein Glückstag also.
Kosten: ca. 1.640.000 DM
Architekt: Christian Werner
Vorbei die Zeit, als die Kameraden sich mit eingezogenem Hintern an den beiden Fahrzeugen entlang zu den Umkleidehaken zwängen mussten und beim Anlassen der Technik völlig eingenebelt wurden.
Das Bischlebener Gerätehaus bietet nun Platz für 3 Stellplätze, Umkleide- und Schulungsräume, ordentliche Sanitäranlagen, eine Küche sowie eine Werkstatt.