In unserer Familie kommt oft die Feuerwehr zuerst. Ich weiß, worüber ich schreibe. Ich lebe mit zwei Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr zusammen. Wenn der Nachbar fragt, wo ist denn dein Mann, reicht ein Blick. Wenn die Kinder früher fragten: Wann kommt Papa? Na dreimal dürft ihr raten... Meistens läuft er gerade in mehr oder weniger bequeme Kleidung gehüllt und mit Reflexstreifen dekoriert in der Gegend herum und beschäftigt sich mit Retten, Löschen, Bergen, Schützen. Damit komme ich klar. Es gibt auch Tage, da gefällt mir das ganz und gar nicht. Meine beiden Kameraden bekunden dann zwar Verständnis, laufen aber trotzdem los. Ich stöhne auf und meckere auch mal. Aber für meine Einsicht muss ich nicht nur meinen Verstand bemühen, in den Tiefen meines Herzens bin ich sehr froh darüber und auch stolz und sogar ein klein wenig neidisch. Weil sie das tun.
Diese Website möchte über die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr berichten. Zum Mitmachen motivieren und vielleicht einige Vorurteile aus der Welt räumen. Unsere Kameraden der Einsatzabteilung sind alle freiwillige Helfer, die unentgeltlich in ihrer Freizeit und im Urlaub viel Zeit und Kraft investieren, um im Notfall effektiv helfen zu können. So etwas macht nur, wer mit Leib und Seele dabei ist.
Der Ton aus dem Piepser erfreut zu allen passenden und unpassenden Tag- und Nachtzeiten das Ohr der Kameraden, erschreckt alle in Reichweite befindlichen Angehörigen, schlafende Babys, neugierige Passanten und empfindliche Haustiere. Das ist das Prickeln im freiwilligem Dienst. Bereitschaft 24 h. Täglich. Manchmal klingt der Piepston lieblich wie Musik, denn er rettet den Kameraden vor dem nervigen Wocheneinkauf oder erlöst ihn vom ungeliebten Rasenmäher-Pflichtprogramm. Es gibt schließlich Wichtigeres. Ein in Not geratener Bürger alarmiert die uneigennützige, staatlich geförderte Soforthilfe. Aber aus unerfindlichem Grund tut er dies meist zu speziellen Anlässen, bei Fußballspielen, Feiern aller Art, Besuch vom Weihnachtsmann (lustig, wenn man gerade selbst derjenige ist), entspannten Badewannenaufenthalten oder mitten in der Nacht (was auch immer man im Bett so macht). Dann dringt der Ton schrill und schmerzend bis ins Mark. OK, Bratwurst schmeckt auch kalt.Jemand ruft um Hilfe. JETZT. Manchmal ist das gefährlich. Es hilft ja nichts. Man entscheidet nicht bei jedem Alarm, renne ich jetzt los, hab ich`s nicht gehört oder spekuliere ich auf Fehlalarm. Diese Entscheidung trifft man einmalig, und zwar beim Eintritt in die Einsatzabteilung. Also Sprint zum blauen Haus, in die Klamotte schmeißen und ab ins rote Auto. Egal, was kommt. Die Feuerwehr kommt zuerst.
Wenn du denkst, Abenteuer sind gefährlich, dann versuche es mal mit Routine. Die ist tödlich.
(Paulo Coelho)
Ausbildung und Feuerwehreinsatz sind glasklar das Kerngeschäft. Aber das ist längst nicht alles. Freiwillige Feuerwehr ist soviel mehr als Retten, Löschen, Bergen, Schützen. Der Zeitaufwand für "alles andere" ist fast noch höher als für das Kerngeschäft. Allerdings besser planbar. Und noch freiwilligerer :). Blöderweise kommt auch bei "allem anderen" die Feuerwehr zuerst. Manchmal trifft man sich nur, um zusammen zu sitzen und zu labern. Manchmal gefällt mir das nicht... siehe oben. Genau das ist die Stelle, an der ich meinen eigenen Hintern in Bewegung setzen könnte, um am Gerätehaus ein freundliches "Hallo" abzusetzen, dessen wirklich herzlich gemeintes Echo zu empfangen (hab ich ausprobiert) und das Gelaber der Kameraden mit meinen Gedanken und Vorschlägen zu bereichern.
Was sagt man bei der FF zum Abschied? Bis später.
Text: Martina Schultze